Boden und Geologie

"Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit. Er ermöglicht es Pflanzen, Tieren und Menschen, auf der Erdoberfläche zu leben." (Europäische Bodencharta)


Bodenprofil 3

Bodenbildung aus Löss über Flugsand

Der Boden ist eine unverzichtbare Lebensgrundlage für Natur und Gesellschaft, deren Entwicklung und nachhaltige Nutzbarkeit. Boden ist nicht vermehrbar und verfügt über eine nur begrenzte Belastbarkeit. Einmal geschädigter Boden erneuert und erholt sich wenn überhaupt nur sehr langsam. Bedrohliche Gefahren können sich aus einer schleichenden Anreicherung umweltgefährdender Stoffe im Boden ergeben.

Neben Wasser und Luft ist auch der Schutz des Bodens als weiteres Objekt des Umweltschutzes rechtlich festgelegt worden. Bei allen Einwirkungen auf den Boden ist der Vorsorge-Grundsatz des sparsamen und schonenden Umganges mit Grund und Boden zu beachten, um die natürlichen Bodenfunktionen in ausreichendem Maß zu erhalten. Schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten sind zu sanieren. So kann gleichzeitig die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten für kommende Generationen bewahrt werden. Böden gehören lt. Charta des Europarates zu den besonders zu schützenden Gütern der Menschheit.

Wie können Böden geschützt werden?

Im Bundesbodenschutzgesetz wird geregelt, wie Böden geschützt werden sollen, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen und Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen zu erhalten:
 
  • Vorsorge gegen Schadstoffeinträge in Boden und Gewässer
  • Sanierung von schadstoffbelasteten Böden und Altlasten
  • Erhalt der Bodenqualität in der Landwirtschaft
  • Sparsamen und schonenden Umgang mit Boden
Was ist Boden?
Boden ist die oberste, etwa 50 bis 200 cm dicke belebte Verwitterungsschicht der Erdrinde. Sie besteht aus Mineralien, Humus, Lebewesen, Luft und Wasser. In einer Handvoll Boden existieren Milliarden von Organismen, die für den Abbau organischer Abfälle verantwortlich sind und somit bei der Bodenbildung helfen.

Boden ist wie Luft, Wasser oder Licht eine natürliche und notwendige Lebensgrundlage für alle Lebewesen, die kaum ersetzbar ist. Boden steht als Ressource nur begrenzt zur Verfügung. Um unsere Böden und deren Funktionen für uns und unsere Nachfahren lebenswert zu erhalten benötigen sie daher unseren Schutz.

Boden hat vielfältige Funktionen

Im Bundesbodenschutzgesetz sind verschiedene Bodenfunktionen festgelegt:

Natürliche Funktionen
  • Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen
  • Bestandteil des Naturhaushalts, insb. mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen
  • Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen aufgrund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insb. auch zum Schutz des Grundwassers
Nutzungsfunktionen
  • Rohstofflagerstätte
  • Fläche für Siedlung und Erholung
  • Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung
  • Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung
Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte

Schon gewusst?
Im Durchschnitt leben unter einem Hektar Land 3 bis 4 Tonnen Bodenorganismen. Bakterien, Pilze und Regenwürmer sind mit je einer Tonne vertreten. Alle übrigen Bodentiere, wie Asseln, Springschwänze, Larven usw. weisen zusammen nur eine halb so große Biomasse auf, also etwa 0.5 Tonnen. In einer Hand voll Boden gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde!

Tag für Tag wird in Deutschland ca. 54 ha Boden verbraucht, das sind etwa 76 Fußballfelder pro Tag, die verbaut oder versiegelt werden.

Unsere heutigen Böden in Mitteleuropa sind nach der letzten Eiszeit in einem Zeitraum von etwa 10.000 Jahren entstanden.
Basalt Steinbruch Steinheim

Dietesheimer Basaltsteinbruch

Geologische Situation in Hanau
Die Stadt Hanau liegt in der Untermainebene, im Bereich der sogenannten Hanau-Seligenstädter Senke, einem Grabeneinbruch innerhalb des Hanauer Beckens, das sich zur Tertiärzeit gebildet hat. Im Nordwesten wird die Senke durch die Höhenzüge des Bergener Rückens begrenzt, zu dem bereits der Stadtteil Mittelbuchen gehört.

Vor ca. 15- bis 16 Mio. Jahren, ergossen sich Lavaströme aus dem Vogelsberg in diese Senke und bildeten eine fast geschlossene Basaltdecke. Die im subtropischen Klima der Tertiärzeit verwitterten Basalte wurden während der Eiszeiten weiträumig wieder abgetragen und mit Sedimenten überdeckt. Oberflächennah ist der Basalt daher heute nur noch vereinzelt in Steinheim und Wilhelmsbad zu finden, wo er früher auch in Steinbrüchen abgebaut wurde (z.B. ehem. Steinbruch Kaiser). Die Kuppe des Steinheimer Gailenbergs bildet den exponiertesten Basaltaufschluss im Hanauer Stadtgebiet.

Gegen Ende der Tertiärzeit senkte sich das Gebiet weiter ab, so dass sich die Sedimente des damaligen Flusssystems verstärkt akkumulieren konnten. Diese pliozänen Sedimente bilden heute überwiegend den Untergrund von Hanau, treten jedoch nur selten an die Oberfläche, da sie im Quartär, der jüngsten erdgeschichtlichen Zeit, von weiteren Sedimenten überdeckt wurden.

Die teilweise mehr als 10 m mächtigen quartären Sedimente setzen sich aus sandigen und kiesigen Terrassenablagerungen des Mains und der Kinzig zusammen, die wiederum von älteren Hochflutlehmen, jüngeren Auenlehmen sowie Flugsanden überdeckt werden. In Großauheim wurden stellenweise bis zu 6 m hohe Flugsanddünen aufgeweht. Löss- und Lösslehmablagerungen findet man ausschließlich in der Umgebung von Mittelbuchen, im Bereich des Bergener Rückens. Löss wurde hier in der Vergangenheit häufig in Tongruben abgebaut und in Ziegeleien verarbeitet.

Bodentypen in Hanau
Die quartären Sedimente, aus denen sich während der Eiszeiten durch klimabedingte Prozesse Schuttdecken bildeten, stellen das Ausgangssubstrat für die Entwicklung der Böden in Hanau dar. Die verschiedenen Substrate spiegeln sich dabei deutlich in den unterschiedlichen Bodentypen wider. Eine Besonderheit stellen die fossilen Bodenbildungen aus Basalt dar, die nur noch vereinzelt zu finden und von quartären Sedimenten überdeckt sind. Die folgende Tabelle gibt eine vereinfachte Übersicht über die wichtigsten Bodentypen im Stadtgebiet von Hanau.

Vorkommen Steinheim
  • Ausgangssubstrat: Basalt, Basaltzersatz
  • Überwiegender Bodentyp: Braun-, Graulehme (Fersiallite) als fossile Bodenreste (überdeckt von Quartärsedimenten), Pseudogleye

Vorkommen Terrassen und Flussniederungen
  • Ausgangssubstrat: Terrassensand (-kies), Hochflutlehm, Flugsand, Auenlehm
  • Überwiegender Bodentyp: Braunerden, Gleye, Pseudogleye, Parabraunerden, Parabraunerde-Pseudogleye, Gleye, Braunerden, Auenböden, Gleye, Parabraunerden

Vorkommen Umgebung von Mittelbuchen
  • Ausgangssubstrat: Löss
  • Überwiegender Bodentyp: Pararendzinen, Kolluvisole, (Tschernosem-Parabraunerden)
Bodenveränderungen durch Besiedelung
In den besiedelten Bereichen ist ein Großteil der natürlichen Böden durch Baumaßnahmen zerstört oder durch künstliche Auffüllungen überdeckt worden. Bedenkt man, dass unsere heutigen Böden nahezu 10.000 Jahre nach der letzten Eiszeit gebraucht haben, um sich zu entwickeln, so wird deutlich, dass Bodenzerstörung nahezu irreparabel ist. Da die Böden mit ihren Funktionen die Grundlage unseres Lebensraumes bilden, ist ein umfassender Bodenschutz zwingend notwendig.