Wolfgang

Wolfgang-Pulvermuehle

Die Pulvermühle in Wolfgang

Der Hanauer Stadtteil Wolfgang hat 6578 Einwohner (Stand 30.06.2022) und ist für die ehemaligen Kasernenareale der Amerikaner überregional bekannt. Mit dem Stichwort ‚Konversion‘ bringt man Wolfgang häufig in Verbindung, denn seit dem Abzug der Amerikaner im Jahr 2008 werden die Kasernen, z.B. der ArgonnerPark, als Konversionsfläche genutzt. Der Industriepark Wolfgang (Hochtechnologie) und das Technologie & Gründerzentrum haben ihren Sitz in Wolfgang. 1875 wurde die königliche Schießpulverfabrik in Wolfgang aufgebaut, und das ehemalige Offizierskasino, eine besonders schöne Location, diente bis 2020 als Veranstaltungsort von Konzerten und als Club, hier bekannt als „Culture Club“. 1974 wurde Wolfgang nach Hanau eingegliedert.
Seit der Hessischen Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 ist Wolfgang ein Hanauer Stadtteil. Kurze Zeit vorher war Wolfgang ein Stadtteil des benachbarten Großauheim geworden. Die Geschichte der ehemals selbstständigen Gemeinde basiert auf der im Jahr 1468 von Erasmus Hasefuß zu Ehren von Sankt Wolfgang, einem im zehnten Jahrhundert in Regensburg wirkenden Bischof, errichteten Kapelle in dem damals fast undurchdringlichen und sumpfigen Wald.
Der Stifter Erasmus Hasefuß wird in einer Urkunde als „Trompeter“ des frommen Grafen Philipp des Jüngeren bezeichnet. Durch milde Gaben und Kollekten entsteht 1492 aus der Kapelle das „Klösterlein“ Sankt Wolfgang für Mönche des Augustinerordens, das 1502 dem Spital in Hanau unterstellt wird. In den Wirren des im 16. Jahrhunderts herrschenden Bauernkrieges wird das Kloster dann im Jahr 1525 bis auf die Grundmauern zerstört.

In der unmittelbaren Nähe der Klosterruine lässt der letzte Hanauer Graf, Johann Reinhard III. von hanau-Lichtenberg, im Jahr 1715 ein Jagdhaus errichten, das in den Jahren 1868/69 den Status einer Oberförsterei bekommt und über eine Gesamtfläche von 4950 Hektar verfügte. Später wurde daraus das Hessische Forstamt mit der weithin bekannten Samendarre, die 1884 gegründet wurde.

Der Bulau-Wald war aus historischer und auch kultureller Sicht öfter von Bedeutung gewesen. Hier jagte Kaiser Barbarossa von seiner Pfalz Gelnhausen aus; im Dreißigjährigen Krieg war er immer wieder Durchzugsgebiet zahlreicher fremder Kriegsvölker. So hatte 1632 Gustav Adolf sein Hauptquartier im benachbarten Niederrodenbach bezogen. Napoleon erkämpfte sich nach der Schlacht bei Leipzig im Bulau- und Lamboywald die Rückkehr nach Frankreich.
Kulturell bedeutend wurde das verwunschene Wolfgangkloster 1838, als der Dichter Clemens von Brentano für sein Märchen „Gockel, Hinkel und Gackeleia“ diesen Ort als Schauplatz wählte.

Eine besondere Bedeutung sollte Wolfgang nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges im Jahr 1871 bekommen. Das damalige Preußen plante im Rhein-Main-Gebiet den Bau einer „Pulverfabrik“, deren Konzession am 23. Juli 1875 erfolgte. Bis 1880 ist die Pulverfabrik zum selbstständigen Gutsbezirk erhoben und besteht aus großflächigen Betriebsgebäuden und dazugehörigen Wohneinheiten. Aufsehen erregen 1888/89 diverse Explosionsunglücke, die insgesamt 23 Menschen das Leben kosten.

Der Erste Weltkrieg und der damit verbundene gesteigerte Bedarf an Schießpulver für Heer und Marine lässt die Produktionszahlen gewaltig steigen. So verfügt die Fabrik bei Beendigung des Krieges über 5.000 Personen, zumeist Frauen und Mädchen. 1920 erfolgt unter hohen Kosten von insgesamt ca. 10 Millionen Mark die Liquidierung der Anlagen der Pulverfabrik und die Umstellung auf die Produktion von Kunstleder und petrochemischer Produkte. In der Folgezeit siedeln sich in Wolfgang weitere bedeutsame Industrieunternehmen wie Degussa und Condux oder Betriebe der Nuklearindustrie an. Letztere wurden zwischenzeitlich rückgebaut. Der Stadtteil hat sich zu einem Zentrum der Hochtechnologie entwickelt.
Die Gemeinde Wolfgang entstand 1928 durch Zusammenlegung der Gutsbezirke Pulverfabrik und Oberförsterei Wolfgang. Zum ersten Bürgermeister wurde 1929 der Gutsvorsteher der Pulverfabrik Georg Giez (1879-1940) gewählt.

Im Dritten Reich setzte das NS-Regime von 1936-1945 Gustav Stephan (1900-1980) ein.

Nach der Befreiung durch die US-Army wurde am 5. April 1945 August Weichert (1890-1966) zum kommissarischen Bürgermeister berufen.

Ihn löste Ernst Barthel (1907-1977) im Juni 1946 als ehrenamtlicher Bürgermeister ab, von 1960 bis zur Fusion Wolfgangs mit Großauheim 1972 in hauptamtlicher Funktion.

1974 wurde Großauheim mit Wolfgang im Zuge der hessischen Verwaltungs- und Gebietsreform nach Hanau eingemeindet. Seitdem existiert für Großauheim und Wolfgang ein Ortsbeirat unter Vorsitz des Ortvorstehers / der Ortsvorsteherin.
Bürgermeister von Wolfgang:

GEORG GIEZ (1879-1940)
Bürgermeister von 1929 – 1935


ERNST BARTHEL (1907-1977)
Bürgermeister von 1946 - 1972

Ortsvorsteher von Hanau-Großauheim / Wolfgang (seit 1974)

Im Zuge der Hessischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde Großauheim mit Wolfgang zum 1. Juli 1974 nach Hanau eingemeindet.

Josef Grimmer leitete als Staatsbeauftragter die Geschäfte des neuen Ortsbezirks bis zur Kommunalwahl im Herbst 1974.

Seitdem existieren Ortsbeiräte unter Vorsitz der Ortsvorsteherin / des Ortsvorstehers:
  • Philipp Heck 1974-1977
  • Helmut Schwarz 1977-1981
  • Philipp Heck 1981-1985
  • Adalbert Eisenhuth 1985-1995
  • Walter Gunkel 1995-2006
  • Gerhard Luber 2006 - 2016
  • Reiner Dunkel seit 2016
coke & candy

Am 26. März 1945 wurde Hanau zur US-Garnison. Mit der Zeit erfreuten sich die Amerikaner großer Beliebtheit, denn sie brachten neben dem lang ersehnten Frieden auch „Coke and Candy“, also Kaugummis, Schokolade und die beliebte Coca Cola, aber auch Blue Jeans und Care-Pakete in die Stadt. Auch große Geldspenden für Spielplätze und die Hilfe beim Wiederaufbau erhöhte ihr Ansehen bei den Hanauern.
Amerikahaus

1948 wurde das Amerikahaus (heute Olof-Palme-Haus) in Kesselstadt eröffnet, das mit seiner Bibliothek und seinem Kulturprogramm die Lücken der zerstörten Kulturlandschaft in den unmittelbaren Nachkriegsjahren füllte.

Wildes Ausgehviertel

Das Lamboyviertel galt aufgrund seiner Musik-Clubs und Bars als wildes Ausgehviertel und genoss den Ruf eines „hessischen St. Pauli“. Über die Grenzen hinaus zog die von den Amerikanern stark beeinflusste Jazz- und Swing-, später auch die Rock’n’Roll-Szene, Nachtschwärmer, Musiker und Musikliebhaber aus ganz Hessen an. In den Bars der Hanauer Krämerstraße, dem „Klein-St. Pauli“, oder der Lamboystraße, dem „Chicago-Nord“, traten Weltstars wie Bill Haley und The Monks auf.
Das deutsch-amerikanische Freundschaftsfest

Bis heute finden deutsch-amerikanische Freundschaftsfeste statt, die durch Rodeo-Reiten und American Icecream zum wichtigen Event in Hanau wurden.

Lets get married

1947 gab es bereits 96 Eheschließungen zwischen amerikanischen Soldaten und Hanauerinnen.
2008 das Jahr des Abschiedes

2008 zogen die Amerikaner nach 53 Jahren des Zusammenlebens ab und ließen 340 Hektar Fläche zurück. Seither leben noch rund 300 pensionierte US-Armee-Angehörige als Veteranen oder Retirees in Hanau.

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